Bündnis Odenwald gegen rechts: Podiumsdiskussion zur Ausstellungseröffnung – Abschluss mit Musik von Irith Gabriely

Rai-Breitenbach. Von fremdenfeindlichen Tendenzen bis zum Rechtsextremismus, damit wird sich derzeit in der Georg-Ackermann-Schule auseinandergesetzt. Organisiert vom Bündnis „Odenwald gegen rechts“ wird noch bis Freitag, 20. November, eine Ausstellung Friedrich-Ebert-Stiftung, ergänzt von einer Schüler-Ausstellung, ebenso zum Thema, in der Aula gezeigt.

Zum Auftakt der Ausstellung gab es am Montagabend eine Podiumsdiskussion, Gelegenheit für Schüler und Lehrer, an der politischen Diskussion um die Gefahr des Rechtsextremismus teilzuhaben.

„Als wir uns für die Ausstellung mit langem Vorlauf entschieden haben, war uns die aktuelle Brisanz, die die Ausstellung heute trifft, noch nicht bewusst“, waren sich Schulleiterin Natalie Bristoyannis und der maßgebliche Organisator, Klaus-Peter Rösler (Bündnis Odenwald gegen rechts) einig. Für die von ihm moderierte Podiumsdiskussion konnte Rösler Kreistagsvorsitzenden die Landtagsabgeordneten Rüdiger Holschuh (SPD), den erste Kreisbeigeordneten und Schuldezernenten Oliver Grobeis (SPD) sowie Sascha Schmidt, Organisationssekretär des DGB Hessen-Thüringen, gewinnen.  

Holschuh kritisierte die Landesregierung, Bildung vernachlässigt zu haben. Seiner Meinung nach sei in der wachsenden rechten Szene Deutschlands Bildungsmangel festzustellen. Dem widersprach Schmidt, rechtes Gedankengut sei in allen Bildungs- und Einkommensschichten zu finden. Eine große Gefahr, erläuterte Schmidt, gehe von der Verharmlosung rechter Straftaten und Propaganda seitens der Strafverfolgung aus.  Er verwies dabei örtlich in Südhessen auf die Identitäre Bewegung, die immer wieder versuche auch im Odenwaldkreis Fuß zu fassen. Auch Pegida müsse klar rassistisch benannt und beurteilt werden. Neben dem offensichtlichen rassistischen Tendenzen verwies der Gewerkschafter auf den latenten Rassismus, der im Alltag suggeiert werden. Begriffe wie „Leitkultur“ oder „Identität“ stufte er als problematisch ein. „Es gibt keine Identität, mit der sich 80 Millionen Menschen in Deutschland beschreiben lassen“, so Schmidt. Seitens der Politik bestätige Holschuh Schmidt, es sei schwierig, rechtlich Machthabe zu nutzen. Zum vermeintlichen NSU-Mord im hessischen Kassel gebe es im Landtag einen Untersuchungsausschuss, getragen von der SPD und den Linken. Holschuh bedauerte zum einen, dass es nicht gelungen war, fraktionsübergreifend diesen Ausschuss zu realisieren, zum anderen die „ständige Behinderung seiner Arbeit“, die der Ausschuss ausgesetzt sei. Ebenso kritisierte der Landtagsabgeordnete, dass es viel zu lange gedauert habe, bis die rechte Organisation „Sturm 18“ verboten wurde. Er erinnerte an die Anfänge des Nationalsozialimus, Hitlerputsch am 9. November 1923, auch damals sei der Rechtsruck in der Bevölkerung strafrechtlich zu wenig verfolgt worden. 

Oliver Grobeis plädierte für mehr politische Bildung in den Schulen, in der Pegida-Bewegung vermutete er viele unaufgeklärte Mitläufer und eine großen Bedarf an Dialogen. Schmidt hingegen pochte darauf, die Menschen ernst zu nehmen, hieße auch sie in Eigenverantwortung zu stellen. In Dresden beispielsweise habe es schon vor Jahren die größten Nazi-Aufmärsche in Europa gegeben, ohne dass die Stadt konsequent gehandelt habe. Demokratische Strukturen seine in der Wendezeit vernachlässigt worden. „Pegida-Mitläufer haben den Boden der Demokratie verlassen!“

Deutlich mehr Präventionsarbeit müsse in der Jugend geleistet werden, war sich das Podium einig. Dafür müsse man aber auch ausreichend Geld in die Hand nehmen, unterstrich Rösler. Einig waren sie sich auch im Bestätigen der sehr positiven Entwicklung auf der anderen Seite, auch Odenwaldkreis habe es solch enorme Ehrenamtsleistung wie jetzt in der Flüchtlingsaufnahme kaum gegeben. Schmidt appellierte an die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen, sich in Gesprächen mit Familie, Freunden, Kollegen oder Nachbarn gegen fremdenfeidnliche Tendenzen zu stellen.

Musikalisch wurde die Ausstellungseröffnung vom Schulchor unter der Leitung von Björn Karg begleitet. Zu einem besonderen kulturellen Leckerbissen wird es beim Abschluss der Ausstellung am Donnerstag, 19. November, kommen. Irith Gabriely, die „Klezmer-Königin“, wird ab 18 Uhr in Aula spielen. Sie begleitet Nachdenkliches, Klaus-Peter Rösler berichtet von seinen Besuchen im KZ Auschwitz und Buchenwald und liest aus den Erinnerungen des 87-jährigen Klaus Riester. Zudem stellen Schüler ein Unterrichtsprojekt zur Familie Rothschild aus Neustadt vor und der Sieger eines Klassenwettbewerbs zum Thema Rechtsextremismus soll prämiert werden. Die Ausstellung selbst ist noch bis Freitag, 20. November, an Werktagen von 8 bis 15.30 Uhr öffentlich zugänglich, um kurze Anmeldung im Sekretariat, Telefon 06165/3895630, wird gebeten. glb

 

   
   

Podiumsdiskussion zur Problematik Rassismus: Von links Landtagsabgeordneter Rüdiger Holschuh (SPD), Moderator Klaus-Peter Rösler, der erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis (SPD) und Sascha Schmidt, Organisationssekretär des DGB Hessen-Thüringen.

Alle Fotos: Gabriele Lermann