Georg-Ackermann-Schule

Breuberg/Rai-Breitenbach

Für Außenstehende ist es nicht einfach nachzuvollziehen, warum Menschen – insbesondere Jugendliche – in den Extremismus abgleiten und sich radikalisieren.

Die Georg-Ackermann-Schule hat sich in Kooperation mit der Initiative Odenwald gegen Rechts diesem Thema genähert und das Mannheimer Künstlernetzwerks New LIMES und WIR e.V. nach Rai-Breitenbach eingeladen, um mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Die 9. und 10. Klassen der Schule waren die Zielgruppe, die mit dem Theater erreicht werden sollte.

Das interaktive Bühnenstück Jungfrau ohne Paradies, das in der Aula der Schule aufgeführt wurde, handelt von drei Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Perspektiven mit dieser Thematik zu tun haben:

Paul und Cem sind beste Freunde und stammen aus einem sozial benachteiligten Stadtteil, der kaum Chancen auf eine gute Zukunft bietet. Beide lieben Rap-Musik und Pauls größter Traum ist es, einmal ein erfolgreicher Rapper zu werden. Während Cem voller Zielstrebigkeit und Zuversicht der Welt beweisen will, dass er in seinem Leben genau das erreichen kann, was er sich vornimmt, resigniert sein Freund Paul. Er findet Halt im islamischen Glauben, freundet sich mit fanatischen Männern an und radikalisiert sich schnell; zunächst unbemerkt von der dritten im Bunde, Johanna, Pauls Freundin. Sie kommt aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Ihre Eltern nimmt sie als oberflächlich, voreingenommen und fremdenfeindlich wahr – eine Haltung, gegen die sie sich vehement widersetzt, indem sie sich in einen religiösen Fanatismus hineinsteigert.
Die Geschichte beginnt mit einem missglückten Rap-Auftritt von Paul, bei dem nach und nach die unterschiedlichen Einstellungen zu Religion, Gesellschaft und eigener Zukunftsplanung erkennbar werden.

Den Schauspielern gelang es auf beachtenswerte Weise, sich in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hineinzuversetzen und sie für dieses schwierige Thema zu sensibilisieren. Wichtig war ihnen vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler dem Theaterstück nicht nur passiv zuschauten, sondern dass sie aktiv ihre eigenen Einstellungen und ihr eigenes Verhalten reflektierten. Die Interaktion zwischen Schauspielern und Schülern zeigte sich anfänglich eher zurückhaltend, aber schon nach kurzer Zeit war das Interesse am Thema geweckt und regte viele 9.- und 10.-Klässler dazu an, aktiv mitzudiskutieren. Für die begleitenden Lehrkräfte der Georg-Ackermann-Schule war es erstaunlich, wie gut die Schülerinnen und Schüler die Problematik der Theaterfiguren nachvollziehen konnten. Daraus resultierte ein lebhafter Gedankenaustausch mit vielen tiefgründigen Wortbeiträgen der 9.- und 10.-Klässler.

Am Ende des Events war die Reaktion der Schülerinnen und Schüler eindeutig: „Uns hat’s gut gefallen,“ so zwei 9.-Klässlerinnen, „besonders, dass die Schauspieler auf der Bühne die gleiche Sprache gesprochen haben wie wir.“ Ein Klassenkamerad nickte zustimmend und meinte: „Außerdem haben die Schauspieler wirklich gut gespielt. Es war richtig überzeugend. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass sie das nur vorspielen; sie sind voll in ihren Rollen aufgegangen.“ Ein Schüler aus der 10. Klasse fügte hinzu: „Ich habe schon viel über das Thema gehört; heute habe ich darüber viel Neues erfahren. Ich fand gut, dass wir einmal darüber in der Schule gesprochen haben.“

Ein besonderer Dank gilt all denen, die diese hervorragende Vorstellung an der Georg-Ackermann-Schule möglich gemacht haben: Der Odenwaldkreis, die Stadt Breuberg, die Gemeinde Lützelbach, der SPD Ortsbezirk Rai-Breitenbach sowie der Förderverein der Georg-Ackermann-Schule, die dieses Projekt großzügig unterstützt haben. An der Veranstaltung nahmen auch teil Frau Irmhild Rittmeyer und Herr Klaus-Peter Rösler von der Aktion Odenwald gegen Rechts, die diese Aufführung maßgeblich unterstützt und in enger Zusammenarbeit mit Schulpfarrer Herrn Arno Jekel organisiert haben.


Fotos: K.-P. Rösler

 

 

 

 

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