Georg-Ackermann-Schule

Breuberg/Rai-Breitenbach

… mit Henriette Kretz

Henriette Kretz wurde 1934 in einer jüdischen Familie in der damals polnischen Stadt Stanislawow (heute Iwano-Frankiwsk in der Ukraine) geboren.

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im Herbst 1939 floh die Familie vor den heranrückenden Deutschen nach Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine, später kam die Familie ins benachbarte Sambor. Dort wurde Henriettes Vater Direktor eines Sanatoriums für Tuberkulosekranke. Doch 1941 holten der Krieg und die Deutschen die kleine Henriette und ihre Eltern auch dort ein. Sie mussten ins Ghetto umsiedeln und entkamen mehrmals der Deportation in die Vernichtungslager. Nachdem sie über ein halbes Jahr von einer polnisch-ukrainischen Familie versteckt worden waren, entdeckte sie die Gestapo. Henriettes Eltern wurden erschossen, Henriette konnte fliehen und überlebte in einem von Nonnen geführten Waisenhaus.

Nach dem Krieg kam Henriette auf Umwegen nach Antwerpen. Sie studierte Kunstgeschichte, wurde Lehrerin für Französisch und Kunst, verbrachte 13 Jahre in Israel und lebt jetzt schon länger wieder in Belgien.

Seit vielen Jahren kommt Henriette Kretz nach Deutschland, um als Zeitzeugin vor allem jungen Menschen ihre bewegende Geschichte zu erzählen. Im Rahmen der vom Zeitzeugenprojekt des Bistums Mainz alljährlich organisierten Zeitzeugenwochen war sie in der Vergangenheit auch schon an unserer Schule bzw. traf sie Schülerinnen und Schüler unserer Schule bei Zeitzeugengesprächen im Kloster Höchst.

Da eine persönliche Begegnung wegen der Corona-Pandemie im Moment leider nicht möglich ist, hat Stephanie Roth vom Zeitzeugenprojekt des Bistums Mainz Ende April ein digitales Zeitzeugengespräch organisiert, an dem die Abschlussklassen unserer Schule teilnehmen konnten.

Die nachfolgend dokumentierte Rückmeldung einer Schülerin zeigt, wie intensiv dieses Gespräch für alle Beteiligten auch in der digitalen Form war:

Während des Gespräches hatte ich des Öfteren Gänsehaut am ganzen Körper, weil der Gedanke, dass sie all diese schlimmen Dinge am eigenen Leib erfahren musste, in jungen Jahren so Schreckliches gesehen hatte, wovon wir heute in Büchern lesen, unbeschreiblich war. Ich musste an den heutigen Rassismus denken, an meine eigenen Erfahrungen und habe weitergedacht … Wie wäre es, wenn jemand so mit mir umgehen würde und das nur, weil ich eine dunklere Hautfarbe habe, weil ich dunkle Augen, dunkles Haar habe, … weil man mir ansieht, dass ich andere Wurzeln habe? Was würde ich tun? Während Frau Kretz erzählt hat, musste ich etwas mit den Tränen kämpfen. Ich werde niemals verstehen, wie Menschen sowas anderen Menschen antun können. Und das nur, weil sie anders glauben, eine andere Kultur haben, anders aussehen. Wieso stört es andere Menschen, wenn man eine andere Sprache spricht? Solange man niemanden damit schadet, ist doch alles gut. Wie kann es noch immer Rassismus geben?

Newin Erdogan, Klasse 10G

 

Weitere Informationen zu diesem Thema:

⇒ Zeitzeugen (Informationen des Bistum Mainz)
⇒ Historischer Hintergrund: Zeitzeugengespräch mit Henriette Kretz (Informationen des Bistum Mainz)
⇒ Kurzbiografie: Henriette Kretz (Informationen des Bistum Mainz)

 

Zeitzeugin Henriette Kretz: "Ich habe keinen Hass. Hass und Ausgrenzung sind Mittel der Diktatur."

 

Warum ich erzähle …

Text: Arno Jekel

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