Georg-Ackermann-Schule

Breuberg/Rai-Breitenbach

Die Schulsozialarbeit ist angesiedelt zwischen Jugendhilfe und Schule und bewegt sich in einem Spannungsfeld von unterschiedlichsten Erwartungen, Hoffnungen und Wünschen.

Schule tendiert aus Sicht der Jugendhilfe teilweise immer noch dazu, sich weitestgehend als Lern- und Bildungsstätte zu begreifen, mit der Tendenz schwierige Kinder auszugrenzen, gekoppelt mit dem Auftrag und der Erwartung an die Jugendhilfe, einen reibungslosen Schulbetrieb wieder herzustellen. Dies kann jedoch weder die Jugendhilfe alleine leisten noch ist die Schule alleine in der Lage, schwierige Situationen mit Schüler*innen befriedigend und unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen zu meistern.

Die Schule besitzt einen eigenständigen Erziehungs- und Bildungsauftrag durch den Gesetzgeber, der in den grundlegenden Zielen mit dem Erziehungsauftrag der Jugendhilfe, abgeleitet aus dem KJHG, übereinstimmt:

  • Die Persönlichkeit der jungen Menschen soll gestärkt werden, um ihn zum eigenverantwortlichen Handeln und zur Wahrnehmung von Aufgaben für die Gemeinschaft zu befähigen.

  • Der junge Mensch soll auf das Leben in der Erwachsenenwelt vorbereitet werden.

Die Schüler*innen leben in verschiedenen Sozialisationsinstanzen, die aus Sicht des Erziehungsauftrages an Schule und Jugendhilfe im Rahmen der Schulsozialarbeit verknüpft werden müssen, um bestmögliche Bedingungen für eine erfolgreiche Bildung und Förderung dieser jungen Menschen zu realisieren. Probleme in der Schule, wie fehlende Motivation, destruktive Verhaltensweisen im Klassenverband und in Pausensituationen oder Schulschwänzen, liegen meist in einer engen Wechselbeziehung zwischen dem familialen/außerschulischen Lebensumfeld und Schule. Die Lebenslagen und Lebenswelten der Schüler*innen müssen vor diesem Hintergrund als ganzheitliches Bindungsgefüge gesehen und in die pädagogische Arbeit an der Schule miteinbezogen werden.

Aus diesem ganzheitlichen Ansatz einer Schulsozialarbeit ergeben sich somit mehrere Handlungs- und Arbeitsfelder, die neben sozialpädagogischen Angeboten im Schulalltag auch in außerschulischen Bereichen liegen.

Die übergeordneten Schwerpunkte einer Schulsozialarbeit werden im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG – SGB VIII) wie folgt formuliert:

  1. Unterstützung des personalen und sozialen Reifungsprozess

  2. Hilfen bei der Problemlösung und bei der Verbesserung des Bewältigungsverhalten

  3. Fachliche Abklärung und Abstimmung von Maßnahmen sowie bei Bedarf Weiterleitung an externe Fachdienste

  4. Mitgestaltung von Umweltbedingungen und Verbesserung der Lebens- und Lernsituation der Schüler*innen durch Partizipation und Aktivierung des Selbsthilfepotenzials

Aus diesen Schwerpunkten lassen sich für die Georg-Ackermann-Schule zwei nützliche methodische Überlegungen zur Durchführung der Schulsozialarbeit ableiten, die in direkter Wechselwirkung zueinander stehen:

Die Tätigkeiten der Familienorientierte Schüler*inhilfe sowie die schulunterstützende und projektorientierte Schulsozialarbeit an der Georg-Ackermann-Schule werden seit 2004 jeweils mit einer halben Stelle vom Odenwaldkreis finanziert. Für die Durchführung wurde das Familienhilfezentrum Odenwald (FHZ) in Michelstadt, ein anerkannter freie Träger der Jugendhilfe, beauftragt. Seit Januar 2010 ist der Dipl. Sozialpädagoge und Sozialtherapeut Ralph Sparfeld, der vorher schon lange in der stationären Erziehungshilfe sowie in der Beratung von jungen Menschen und Eltern tätig war, für beide Bereiche verantwortlich und als Schulsozialarbeiter an unserer Schule tätig.

Das staatliche Schulamt für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis unterstützt die Familienorientierte Schüler*inhilfe  mit ihren beiden Beratungs- und Förderzentrumslehrkräften (BFZ) Frau Fuchs und Frau Stockum sowie einer UBUS-Kraft (Unterrichtsbegleitende Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte) zur Zeit leider noch nicht besetzt.

Frau Fuchs, Frau Stockum (06165/389 563 - 27 + 28) und Herr Sparfeld (06165/389 563 – 38) sehen sich als Team, dabei ergänzen und unterstützen sie sich gegenseitig mit ihrem fachlichen Wissen zum Wohle der Schüler*innen. In regelmäßigem wöchentlichem Austausch werden immer wieder Fälle besprochen und in Rücksprache mit den Eltern und Lehrkräften neuen Maßnahmen erarbeitet und durchgeführt.

Die Schulsozialarbeit verwendet in ihrer pädagogischen Arbeit neben dem Klienten zentrierten auch den Systemischen Ansatz.

Im Folgenden werden diese beiden Schwerpunkte inhaltlich erläutert.

 

Familienorientierte Schüler*inhilfe 

Die Angebote der Familienorientierte Schüler*inhilfe richten sich an Schüler*innen, die sich aufgrund auffälliger Verhaltensweisen, wie gewalttätige Problemlösungsstrategien, aggressives Verhalten gegenüber Sozialpartnern, massives Stören des Unterrichtsverlaufes usw., im Klassenverband momentan oder längerfristig nicht halten können und vom Ausschluss bedroht sind, bzw. ausgeschlossen sind und an introvertierte Schüler*innen, die von Mitschüler*innen kaum wahrgenommen werden und unter anderem darunter leiden.

Mit unterschiedlichen, auf die/den jeweilige/n Schüler*in erarbeiteten Arbeitsansätzen sollen sie Unterstützung bekommen, sich schulische, soziale und lebenspraktische Kompetenz soweit anzueignen, das sie im Schulalltag wieder bestehen können.

In der Durchführung werden hier folgende Interventionsmöglichkeiten und Methoden mit Unterstützung der Schulsozialarbeit bereitgehalten:

  1. Auszeit
  2. Soziale Kompetenztrainingsgruppe
  3. Einzelfallhilfe
  4. Zusammenarbeit mit der Familie und dem erweiterten Personenkreis wichtiger Personen für die/den Schüler*in

 

1. Auszeit

Schüler*innen, die durch wenig Selbstkontrolle den Unterricht massiv stören, können von der unterrichtenden Lehrkraft, nach vorheriger Absprache, in die Auszeit geschickt werden. Dort werden die Schüler*innen von einer anderen Lehrkraft empfangen und betreut. Schüler*innen die von der Schulsozialarbeit schon intensiv betreut werden, gehen in das Beratungszentrum der GAS.

Ziele:
Der Klassenverband kann ungestört weiterlernen. Die/der Schüler*in wird für destruktive Verhaltensweisen mit dem Ziel sensibilisiert eine Stunde erfolgreich durchzuhalten und Verantwortung für sein Verhalten übernehmen zu lernen.

Methode:
Schüler*innen die erstmalig in die Auszeit kommen, werden über diese Maßnahme und deren Durchführung informiert und dem pädagogischen Personal vorgestellt.

Kommt es zur Auszeit, wird die/der Schüler*in mit einem Laufzettel der unterrichtenden Lehrkraft, worin die Störungen dokumentiert sind, in den entsprechenden Auszeitraum geschickt/geleitet und füllt anschließend dort erst einmal selbstständig einen Reflektionsbogen aus. Nachdem dieser mit der anwesenden Lehrkraft bzw. Schulsozialarbeit intensiv besprochen ist, kehrt die/der Schüler*in mit dem Reflexionsbogen in die Klasse zurück und übergibt diesen der unterrichtenden Lehrkraft. Nach dem Unterricht können die Lehrkraft und die/der Schüler*in gemeinsam über die Situation im Unterricht reflektieren.

Wichtig!
Die Auszeit versteht sich nicht als Strafe sondern als pädagogische Unterstützung für die/den Schüler*in, ihr/sein Verhalten zu reflektieren und über konstruktive Verhaltensweisen nachzudenken, die sie/ihn im Klassenverband bestehen lassen.

 

2. Soziale-Kompetenztrainingsgruppe

Die Soziale-Kompetenztrainingsgruppe stellt ein Angebot für Schüler*innen der Jahrgangsstufen 5 und 6 dar, die durch mangelnde Selbstregulierung immer wieder in Konfliktsituationen kommen oder die introvertiert sind und sich damit in Gruppen schwer beweisen bzw. einbringen können.

Nach einem vorab gemeinsames Hilfeplangespräch mit dem Jugendamt (ASD), der Eltern/ Erziehungsberechtigen, Klassenlehrkraft, der/dem Schüler*in und der Schulsozialarbeit findet die Aufnahme in die Soziale-Kompetenztrainingsgruppe statt.

Jeden Freitagnachmittag von 13:20 – 15:15 Uhr wird diese im Beratungszentrum der GAS oder auf dem Schulgelände der GAS durchgeführt und vom Dipl. Sozialpädagogen und Sozialtherapeut Ralph Sparfeld angeleitet.

Ziele:

  • Respektvoller Umgang mit Sozialpartnern
  • Unterstützung im Umgang mit Konfliktsituationen
  • Stärkung der Frustrationstoleranz
  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Konstruktiver Umgang mit Problemen
  • Stärken erkennen und ausbauen

Methoden:
Interaktionspädagogik, Erlebnis- und Erfahrungspädagogik

 

3. Einzelfallhilfe

Die Einzelfallhilfe richtet sich an Schüler*innen, die die Verantwortung für ihr Verhalten insofern nicht übernehmen können, sodass Sozialpartner dadurch z.B. Schaden erleiden.

Ziel:
In schwierigen Phasen soll es für die Schüler*innen die Möglichkeit geben, reduzierten Unterricht außerhalb des Klassenverbandes – z. B. im Beratungszentrum – zu besuchen. So kann die Klasse ohne Störung weiterarbeiten und die/der Schüler*in hat dennoch einen „Schulalltag“.

In schwierigen Phasen soll es für Schüler*innen die Möglichkeit geben im Unterricht, z. B. durch eine BFZ- bzw. UBUS-Kraft, begleitet zu werden, um der/dem Schüler*in zu helfen, ruhig zu bleiben und so ihre/seine Arbeit leisten zu können.

  • Teilnahme am Unterricht durch eine BFZ- bzw. UBUS-Kraft
  • Begleitung bei reduziertem Unterricht durch eine BFZ- bzw. UBUS-Kraft
  • Pausenbegleitung durch Schulsozialarbeiter
  • Freizeitpädagogische Maßnahmen im Einzelkontakt oder in der Kleingruppe durch den Schulsozialarbeiter.

 

4. Zusammenarbeit mit der Familie und dem erweiterten Personenkreis wichtiger Personen für die/den Schüler*in

Ziel:
Unterstützung, Begleitung, Beratung für die Familie und Eltern betroffener Schüler*innen bei Erziehungs- und Schulproblemen

Methoden:
Bei Wunsch Hausbesuche in der Familie, Schultermine, Einzel- und Gruppengespräche mit verschiedenen Teilnehmer*innen

 

Schulunterstützende und projektorientierte Sozialarbeit

(mit den Schwerpunkten Prävention, Begleitung, Beratung)

In der unterstützenden und projektorientierten Schulsozialarbeit werden Inhalte und Methoden auf den Bedarf spezieller Zielgruppen geplant und durchgeführt. Die Angebote der unterstützenden und projektorientierten Schulsozialarbeit richten sich an einzelne Schüler*innen, Klassenverbände, an Teile von Klassenverbänden, an Klassen übergreifende Arbeitsgruppen, Eltern, und Lehrkräfte und gliedern sich in 2 Arbeitsschwerpunkte auf.

  • offenen, freiwilligen Angeboten u.a. mit Präventivcharakter (z.B. mit den Themen Sucht, Gewalt oder Fremdenfeindlichkeit)

und

  • verbindlichen Themen in festen Gruppen, wie in einer Klasse oder Teilklasse, zu aktuellen Themen dieser Lerngemeinschaften in Bezug auf Themen des konstruktiven, menschlichen Miteinanders.

Im Feindesign dieses sich fortschreibenden Konzeptes werden immer neue Inhalte und Methoden auf den Bedarf spezieller Zielgruppen geplant und durchgeführt. Folgende Arbeitsschwerpunkte werden schulunterstützend umgesetzt:

In der unterstützenden und projektorientierten Schulsozialarbeit werden Inhalte und Methoden auf den Bedarf spezieller Zielgruppen geplant und durchgeführt. Die verschiedenen Angebote der unterstützenden und projektorientierten Schulsozialarbeit richten sich an Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte und Klassenverbände und gliedern sich in 3 Arbeitsschwerpunkte auf:

Die Aktivitäten bewegen sich zwischen

 

1. Maßnahmen zur Klassenfindung und sozialpädagogische Begleitung von Schulklassen

Entweder in der Schule, in der Breuberghalle Neustadt und in seltenen Ausnahmefällen auf Klassenfahrten, wird mit dem Klassenverband und/oder Teilen des Klassenverbandes an Themen der sozialen Kompetenz gearbeitet wie z.B.

  • Benimmregeln,
  • Ausgrenzung einzelner Schüler*innen
  • Anti- Mobbingprojekt
  • Sucht- und Drogenprävention
  • Übernahme von Eigenverantwortung
  • Erarbeiten von konstruktiven Konfliktlösungen
  • Projekt Vielfalt anders sein
  • Klassenfindungsprojekt
  • Medienkompetenz

Bei der Durchführung der verschiedenen Angebote werden auch gerne externe Träger für die Mitarbeit oder Durchführung in Anspruch genommen, z. B.

  • Kinder- und Jugendförderung des Odenwaldkreises
  • DRK – Kreisverbgand Odenwaldkreis e.V. - Suchtberatung
  • Diakonisches Werk Odenwald
  • Jugendwerkstätten Odenwald e.V. – Lebensraum Kopfsteinpflaster

Ziel:
Verbesserung der Arbeitsfähigkeit des Klassenverbandes für Sachthemen durch die Verfestigung sinnvolle Umgangsformen, der Eigenverantwortung und Verhaltensweisen.

Methoden:
Interaktionspädagogik, Erlebnis- und Erfahrungspädagogik, verschiedene Methoden der Gruppenarbeit

2. Schulzweigübergreifende Projekte

  • Erste Hilfeausbildung für 10 R/G und 9 H
  • Maßnahmen zur Berufsfindung, Bewerbertraining für Vorabschlussklassen
  • Begleitung bei der Praktika-/Lehrstellensuche – punktuell
  • Babyprojekt
  • Medienkompetenz 5. – 7. Klasse
  • Schulsanitätsausbildung offen für alle Schulzweige
  • Offener Anfang vor Schulbeginn für 5. + 6. Klassen – einmal wöchentlich
  • Ausbildung und Betreuung von Streitschlichter*innen 6. – 7. Klasse

 

Bei der Durchführung der verschiedenen Angebote werden auch gerne externe Träger für die Mitarbeit oder Durchführung in Anspruch genommen, z. B.

  • DRK – Kreisverband Odenwaldkreis e.V. Erste Hilfe-Kurs
  • Diakonisches Werk Odenwald
  • Jugendwerkstätten Odenwald e.V. – Lebensraum Kopfsteinpflaster
  • Jugendwerkstätten Odenwald e.V. – Ich pack´s an (IPA)

Ziel:
Übergang Schule – Ausbildung unterstützen und begleiten, besseres Kennenlernen der Schüler*innen untereinander und Abbau von Vorurteilen, Gewalt und schädlichen Verhaltensweisen, Identifikation mit der Schule stärken und Verknüpfungsmöglichkeiten anbieten und ausbauen. Die Schüler*innen im Umgang miteinander kompetenter machen.

Methoden: Interaktionspädagogik, Spieleparcours, Erlebnis- und Erfahrungspädagogik, Methoden der Gruppenarbeit

3. Offene Beratungsangebote

Die unterstützende und projektorientierte Schulsozialarbeit bietet auf Wunsch auch folgende Beratungsangebote an für:

Schüler*innen

  • Einzelbetreuung und in Kleingruppe Hilfe bei Konfliktlösungen, Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht oder in Pausen
  • Hilfestellung bei Lernverhalten (Lernen lernen) und bei Bedarf bei den Hausaufgaben
  • Im Umgang miteinander, andere Verhaltensmöglichkeiten erarbeiten
  • Unterstützung bei der Berufsorientierung/Hilfestellung bei Bewerbungsschreiben / Üben von Vorstellungsgesprächen
  • Regelmäßige Reflexionsgespräche
  • Beratungsgespräche bei persönlichen, familiären und schulischen Angelegenheiten

Eltern

  • Runder Tisch
  • Fragen bei der Berufsorientierung ihres Kindes (GAS was dann?)
  • Hilfestellungen bei Erziehungsfragen
  • Fragen zu Fördermöglichkeiten
  • Auf Wunsch Vermittlung und Begleitung zu externen Fachstellen

Lehrkräfte

  • Hilfestellung bei Umgang mit verhaltensauffälligen Schüler*innen
  • Auszeit von Schüler*innen
  • Klassenfindungsprojekte
  • Berufsorientierungsprojekte mit Klassen

Ziel:
Die Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte sollen an der Georg-Ackermann-Schule die Möglichkeiten haben, sich zu persönlichen Themen an verschiedene fachlich kompetente Fachkräfte wenden zu können, um zeitnah Hilfestellungen zu ermöglichen.

Methoden:
Einzelgespräche, Gruppengespräche, Familiengespräche

Text: Arndt Weixler, Ralph Sparfeld
Foto: Ralph Sparfeld
Illustration: Pixabay, R. Lange, M. Raekow

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